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„In Zukunft werden immer mehr Landwirte Insekten statt Schweine für die menschliche Ernährung produzieren“, ist Lara Schuhwerk überzeugt, die sich als Gründerin und Geschäftsführerin der „Beneto Foods GmbH“ auf den Weg gemacht hat, Heuschrecken und andere Sechsbeiner auf europäische Teller zu bringen. Im Gegensatz zu all den zuckerfreien Schokoriegeln, veganen Fertiggerichten und Energydrinks auf der Basis natürlicher Rohstoffe war der Ansturm auf die zur Verkostung angebotenen frittierten Heuschrecken nicht übergebührlich hoch. Aber wer weiß, vielleicht sieht das in ein paar Jahren ganz anders aus.
Noch sieben Jahre hat die Menschheit Zeit – wenn man dem Veranstalter Mark Leinemann in seiner Eingangsrede und den zugrunde liegenden Zahlen glauben mag –, um ihre Lebensweise derart umzukrempeln, dass ein unübersichtlicher Klimakollaps vermieden werden kann. Die meisten der rund 80 Aussteller bemühen sich redlich, mit ihren Produkten ihren bescheidenen Beitrag zur Rettung des Planeten zu leisten, und dabei zeigt sich: Die EINE Lösung gibt es nicht, und in einem Lebensmittel alle aktuell wichtigen Anforderungen zu erfüllen, scheint ein Ding der Unmöglichkeit.
Gesund und frei von synthetischen Zusatzstoffen sollen sie sein, die Lebensmittel der Zukunft, und dabei dennoch genussvoll, gerne auch vegan, glutenfrei und gesundheitsförderlich für all diejenigen, die diverse Zivilisationskrankheiten mit sich herumtragen, und natürlich nachhaltig und weltverbessernd.
Einen unmittelbaren Bezug zur regionalen Landwirtschaft bewahrt dabei Paul Belthle aus Beuron. In seiner Ölmühle verarbeitet er Raps, Schwarzkümmel und andere Ölsaaten, legt Wert auf regionale Lieferanten, und sucht aktuell auch passende Zulieferungsbetriebe. Die Initiatoren der Marke „Wohlfühlvieh“ begeben sich in einen Spagat aus regionalen Gedanken und überregionalem Handeln. Bundesweit arbeiten sie daran, Landwirte, Metzger und Händler zusammenzubringen, um hochpreisige Fleischprodukte aus Mutterkuhhaltung nach eigenen Rezepten mit eigenem Logo in regionalen Zusammenhängen produzieren und vermarkten zu lassen. Im optimalen Fall erhalten die Kuhhalter einen Preis für ihre Tiere, der etwas über den gängigen Marktpreisen liegt, die Verarbeitung übernimmt ein Metzger im näheren Umkreis; das „Wohlfühlvieh“-Verkaufsteam kümmert sich ums Marketing, so dass sich stabile Absatzkanäle über regionale Bio- und Feinkostläden eröffnen.
Das Schweizer Unternehmen „myfeld.ch“ hat sich mit seiner Idee bereits in der ganzen Schweiz ausgebreitet. Kunden kaufen zum Saisonbeginn die voraussichtliche Ernte von 16 qm Gemüsefläche und entscheiden per Mausklick selbst, welche Gemüsesorten hier in welchem Umfang wachsen. „myfeld.ch“ kooperiert mit Erzeugern, welche die bestellten Quadratmeter in ihre Anbauplanung einfließen lassen. Im Lauf der Erntezeit gibt es eine wöchentliche Sammelbestellung aller regionalen Kunden. Der Erzeuger liefert diese an eine zentrale Packstation. Hier werden die Waren aufbereitet, verpackt und per Post an die Kunden verschickt. Eine Webcam am Feldrand ermöglicht den Verbrauchern, das Wachstum ihres Gemüses aus der Ferne zu beobachten.
So viel Nähe zwischen Acker und Verbraucher ist beim Food Startup Summit nicht selbstverständlich. „Wir haben in Deutschland niemanden gefunden, der unsere natürlichen Rohstoffe verarbeiten konnte“, weiß Markus Smarzoch zu berichten, der mit seiner Partnerin Andrea Schlumpp in die Herstellung veganer Eistörtchen eingestiegen ist. Für die Produktion unter dem Label „NaschNatur“ werden ganze, tiefgekühlte Beeren verwendet – potenzielle Lebensmittelverarbeiter sind hierzulande eher auf Himbeerpulver und Stabilisatoren ausgerichtet. Für die Herstellung ganz gemäß den eigenen Vorstellungen hat das Paar aus Regensburg nun eine Firma in Slowenien gefunden, wo dann auch die Rohstoffe bezogen werden.
„Langfristig wäre die Verwendung regionaler Rohstoffe für uns schon erstrebenswert“, betont Dr. Michelle Luckas, die unter dem Label „Peas of Joy“ Müsli auf der Basis roter Linsen auf den Markt bringt. Aber die aktuelle Realität sieht anders aus: „Als junges Start-Up haben wir nur begrenzt Kapital zur Verfügung, und unser Produkt ist auch jetzt schon preislich an der Obergrenze für unsere Kunden – selbst wenn ausreichende Mengen deutscher Linsen verfügbar wären, könnten wir den damit erforderlichen Verkaufspreis am Markt vermutlich nicht durchsetzen.“
Wer eine Tüte getrocknete Erdbeeren der Marke „Ecoana“ kauft, unterstützt damit nicht nur die Pflanzung eines Baumes – er kann auch online unter verschiedenen sozialen Projekten abstimmen, die ebenfalls mit einem Teil des Firmengewinns unterstützt werden. Die Idee des Fundraising ist auch für Landwirte interessant, denn Kunden und andere Menschen sind durchaus für eine finanzielle Unterstützung von Projekten zu begeistern, die mit dem eigentlichen Lebensmitteleinkauf nicht unmittelbar verbunden sind. So muss der Erhalt einer Streuobstwiese oder der Neubau eines artgerechten Kuhstalles nicht zwingend allein über den Verkauf der hier entstehenden Produkte finanziert sein – im Umfeld eines landwirtschaftlichen Betriebs kann es durchaus etliche Menschen geben, die zwar nicht so viel Apfelsaft trinken wollen, aber bereit sind, einen Teil ihres Einkommens für den Erhalt einer Streuobstwiese als wichtigem Ökosystem zu spenden.
MOA ist die Abkürzung für „Money of Others“ und ein nicht unwesentliches Element in der Szene der Food-Startups. Manche Aussteller waren in der „Höhle des Löwen“ vorstellig – einer Fernsehshow, in der Gründer für ihre Ideen Investoren suchen und mitunter auch finden. Wer einen neuen Schokoriegel oder Energydrink auf den Markt bringen will, hat es mit einer Ladung Startkapital leichter. Erstens können notwendige Investitionen getätigt werden und zweitens motiviert es ungemein, wenn es schon mal mindestens eine Person gibt, die so stark an die eigene Idee glaubt, dass sie Geld zur Verfügung stellt. Bodengenossenschaften oder Regionalwert-AGs zeigen, dass die Finanzierung durch externe Geldgeber auch in der regionalen Landwirtschaft funktionieren kann.