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Wie kann eine Bio-Gärtnerei mit knapp 14 ha Fläche und 60 verschiedenen Gemüsekulturen zukunftstauglich gestaltet werden? Jannis Althaus macht sich darüber Gedanken, spätestens seit er 2016 die Leitung der Demeter-Gärtnerei Querbeet in Eichstetten am Kaiserstuhl übernommen hat. Zugespitzt hat sich die Lage durch den Neubau einer Mehrzweckhalle. Während der Bauzeit – von 2020 bis 2023 – explodierten die Baukosten und zeitgleich gingen die Umsätze für Bio-Gemüse bundesweit zurück. Die branchenüblichen Überlebensstrategien wie auch die eigenen Ideen aus dem Gärtnerei-Team waren ausgeschöpft – also wandte sich Jannis Althaus gezielt an seine Stammkunden.
Am 29. Januar 2024 lud das Querbeet-Team gemeinsam mit der Regionalwert-AG Südbaden zu einer Denkwerkstatt ein. Die Bio-Gaststätte Adelhaus in der Freiburger Innenstadt bot geeignete Räumlichkeiten. Gut 30 Kunden, die regelmäßig im Hofladen und auf den Querbeet-Wochenmarktständen einkaufen, setzten sich an die vorbereiteten Tische; auch einige Mitarbeiterinnen und weitere Landwirte waren dabei. Alle waren bereit, ihre Gedanken, ihre Kreativität und ihre Aufmerksamkeit einen Nachmittag lang in den Dienst der Gärtnerei zu stellen.
Bringt das denn was? Wo sich die Wirtschaftskrise seit zwei Jahren in vielen Branchen zeigt und mehr oder weniger alle Landwirte mit ähnlichen Sorgen ringen – kann da eine bunte Schar aus Rentnern, Akademikerinnen und eingefleischten Demeter-Kunden die Lösung finden, die bislang noch niemand so recht entdeckt hat? Es ist einen Versuch wert, und in jedem Fall lohnt sich eine genauere Betrachtung, wie eine solche Denkwerkstatt strukturiert sein kann, damit die Wahrscheinlichkeit für hilfreiche Ergebnisse möglichst hoch ist.
Jannis Althaus stellte die finanzielle Situation und die damit verbundenen Herausforderungen der Gärtnerei offen und ungeschönt dar, und legte damit die Basis für ein vertrauensvolles und zugleich fokussiertes Miteinander.
Die Moderation des Nachmittags übernahm Prof. Dr. Michael von Kutzschenbach. Er stellte ein durchaus strammes Programm vor und ermutigte die Anwesenden, mit Herz und Verstand zu erzählen und zuzuhören, auch die verrücktesten Ideen einfach mal auszusprechen, und im Austausch mit den Tischnachbarn vielleicht auch bestehende Ideen miteinander zu verbinden.
In drei Zeitblöcken à 25 Minuten widmeten sich die Gäste jeweils einer vorgegebenen Frage:
An jedem Tisch saßen etwa 5 Gäste; als Tischdecke diente ein großer Bogen Schmierpapier, auf dem Ideen und Gedanken schriftlich festgehalten werden konnten. Zu jeder Kleingruppe gesellte sich ein Moderator aus dem Vorbereitungs-Team des Nachmittages. Nach jeder Frage gab es eine kurze Pause, in der jeder Gast angehalten war, den Tisch und damit auch seine Gesprächspartner zu wechseln. Abschließend stellte jeder Moderator die Ergebnisse seines Tisches für alle drei Fragen kurz vor.
Was sich bereits zum Ausklang dieses Nachmittags zeigte: Es gibt die vielen Kunden, die aus wirtschaftlichen Gründen gerade weniger Gemüse einkaufen, aber es gibt auch eine solide Anzahl jener treuen Stammkunden, die unbeachtet dessen, was in der Welt passiert, Querbeet-Gemüse kaufen und darüber hinaus Bereitschaft und Kapazitäten haben, sich für „ihre“ Gärtnerei zu engagieren – sei es durch Geldspenden oder Privatkredite, ehrenamtliche Mitarbeit auf dem Feld oder die regelmäßige Teilnahme an weiteren Denkwerkstätten, in denen die heute gefundenen Ansätze weiter vertieft werden.
Und darüber hinaus? Die Ergebnisse der Denkwerkstatt wurden im Gärtnerei-Team in einem ersten Nachtreffen ausgewertet, und dabei zeigte sich: Es waren keine vollkommen neuen Ideen, die auf die Papier-Tischdecken gekritzelt wurden, doch die Denkwerkstatt gab den Anstoß zur Klärung: Was gehört auf die To-do-Liste der nächsten Wochen und Monate?
Das Querbeet-Team hat entschieden, die folgenden Ideen zeitnah zu bearbeiten:
Natürlich wurden unzählige weitere Ideen ausgesprochen, bewegt und weitergesponnen, die an dieser Stelle nicht alle aufgelistet werden sollen; der Auswertungsprozess in der Gärtnerei ist längst nicht abgeschlossen. Mindestens ebenso wertvoll wie der gewonnene Ideen-Pool ist vielleicht die Erkenntnis: Die wirtschaftliche Lage vieler Erzeuger ist kritisch – das gilt für Bio-Betriebe genauso wie für jene, die kein Bio-Siegel tragen, sich aber unabhängig davon für eine nachhaltige Wirtschaftsweise und regionale Vermarktungswege engagieren. Doch wo Verbraucher verstehen, dass sie bei „ihren“ Landwirten wirklich gebraucht werden, mit ihrem Engagement über den Einkauf hinaus, können tragfähige Konzepte entstehen – auch wenn die Politik vielleicht noch eine Weile braucht, um die Rahmenbedingungen etwas zukunftsträchtiger zu gestalten.