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Strub ist Vollerwerbsbauer und betreibt auf 100 Hektar Ackerbau. Die meisten seiner Flächen liegen im Wasserschutzgebiet, weshalb er besondere Auflagen erfüllen muss. Seit Jahrzehnten schon produziert er Mais, Weizen sowie vermehrt Saatmais, doch neuerdings sind Zuckerrüben, Raps und Dinkel hinzugekommen. „Wenn Sie mir vor fünf Jahren gesagt hätten, dass ich heute so viele verschiedene Kulturen anbaue, hätte ich das nie geglaubt“, sagt er und seine Augen leuchten.
Strub experimentiert nun mit den Werkzeugen der Regenerativen Landwirtschaft wie Flächenrotte, Begrünung der Böden, ganzheitlicher Düngeranalyse, und er arbeitet mit selbst angesetzten Fermenten und Komposttees zur Bodenaktivierung. Zu all diesen Neuerung kam Michael Strub eher zufällig. Der Freiburger Energieversorger Badenova hatte ihn und sieben andere Landwirte aus dem Wasserschutzgebiet Hausen an der Möhlin gefragt, ob sie nicht an einem sogenannten Boden-Kurs teilnehmen wollten, einer neuntägigen Fortbildung in vier Modulen. Strub war neugierig, und diese Neugier wuchs noch von Kurstag zu Kurstag. Dabei war er zunächst von der vielen Chemie überfordert. „Die Initialzündung für mich war eine Analyse von Boden und Pflanzen, die zeigte: Was dem Boden fehlt, fehlt auch der Pflanze“, berichtet der Landwirt.
Zwischenfrucht und Untersaat
Ein wichtiger Ansatzpunkt der Regenerativen Landwirtschaft ist der Anbau der sogenannten Zwischenfrucht, die zwischen den eigentlichen Feldfrüchten als Gründünger angebaut wird, und der Untersaat, die zeitlich versetzt oder parallel zu den eigentlichen Nutzpflanzen zur Düngung und gegen Bodenerosion angebaut wird. Strub hat deshalb erstmals auf der Hälfte seiner Mais-Flächen im Frühsommer ein Weidelgras gesät, das Nährstoffe im Boden binden und Energie in den Boden bringen soll, wenn es vor der Aussaat des Maises im Frühjahr mit speziellen Maschinen flach in den Ackerboden eingearbeitet wird. Bislang lagen seine Ackerflächen wie die seiner Kollegen in der Region von der Maisernte im November bis zur Aussaat im April einfach brach.
Stolz zeigt Strub jetzt ein paar Felder weiter eine begrünte Ackerfläche auf der zahlreiche Sonnenblumen blühen. Auch hellblau blühender Lein, Büschelschön und andere Pflanzen sind zu erkennen. Die Zwischenfrucht, die der Landwirt auf seinem abgeernteten Rapsfeld angesät hat, besteht aus 18 Komponenten. „Jede Fläche sieht anders aus, denn besonders gut wächst jeweils der Pflanzentyp, den der Boden braucht“, meint der Landwirt. Er findet es äußerst spannend, seine Flächen zu beobachten und ab und zu den Spaten für eine Bodenprobe zur Hand zu nehmen. Er freut sich darüber, dass er deutlich mehr Regenwürmer als früher entdeckt und der Boden aufgelockert wirkt. Im Frühjahr wird er beim Einarbeiten der Pflanzen in den Boden zusätzlich ein milchsaures Pflanzenferment in den Boden einspritzen, das den Bodenstoffwechsel anregt und die Zersetzung der Pflanzen lenkt. Das aus speziellen Mikroorganismen bestehende Ferment setzt er auf seinem Betrieb eigenhändig an. Auch den Komposttee, mit dem er seine Kulturen in bestimmten Abständen spritzt, stellt er selbst her. Dieser dient der Vitalisierung der Pflanzen und fördert die Fotosynthese.
Regelmäßiges Messen gibt Aufschluss darüber, wie schnell die Pflanzen wachsen. „Mit dem System der Regenerativen Landwirtschaft soll der eigentlich sehr langsam stattfindende Humusaufbau im Boden beschleunigt werden“, erläutert Strub, „Humus bindet CO2, das ist gerade angesichts des Klimawandels sehr wichtig. Es gibt deshalb sogar schon Ansätze, die den CO2-Aufbau durch Humus vergüten. Ich beteilige mich auch an einem Projekt des regionalen Energieversorgers Badenova zur CO2-Bindung durch Humus.“
Vormals schlechte Böden bringen mehr Ertrag
Nach noch nicht einmal einem Jahr Erfahrung mit den Methoden der Regenerativen Landwirtschaft lassen sich noch keine abschließenden Ergebnisse feststellen. Michael Strub hat allerdings bemerkt, dass vormals schlechte Böden höhere Erträge bringen als zuvor. Mit Kollegen, die am selben Boden-Kurs teilgenommen haben, ist der Landwirt ständig im Austausch. Das sei sehr interessant, weil jeder andere Schwerpunkte habe und andere Fähigkeiten einbringe, sagt Strub. Eigentlich sollte im Herbst und Winter auch ein Stammtisch stattfinden, doch der fiel der Corona-Pandemie zum Opfer.
Michael Strub hat auf jeden Fall Feuer gefangen für die Regenerative Landwirtschaft. „Ich bin Spezialist für Maisanbau, hatte immer gute Erträge. Doch jetzt weiß ich einfach mehr, kenne die Zusammenhänge und weiß, wie ich die Bodenfruchtbarkeit steigern kann. Mich begeistert der ganzheitliche Blick auf das, was ich täglich mache“, sagt er.