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Rainer Bank bewirtschaftet in 3. Generation einen Gemischtbetrieb in Kirchzarten bei Freiburg. Im letzten Jahr hat er die Milchviehhaltung aufgegeben, die den Hof Jahrzehnte lang geprägt hat. Seither hat er ungeahnte Freiräume, um den Betrieb mit Hofladen, Gemüsebau und Angeboten für Schulklassen weiterzuentwickeln und den Hof auch ein paar Wochen im Jahr zu verlassen und auf Reisen zu gehen.
„Es war meine Entscheidung, unseren Hof auf biologische Landwirtschaft umzustellen – sie war für mich wichtig, aber nur bedingt mutig. Das war 1991; die Betriebsleitung und damit auch die gesamte finanzielle Verantwortung lag noch bei meinen Eltern. Es war wohl der Blauäugigkeit meines Vaters zu verdanken, dass wir diesen Schritt tatsächlich gegangen sind. Als ein Acker zum Gespött der Kollegen wurde, weil sich der Ampfer dort stark ausbreitete, schlug mein Vater vor, die Umstellung doch auf dieser einen Fläche wieder rückgängig zu machen, um den Ampfer mit entsprechenden Spritzmitteln wieder in den Griff zu kriegen. Das war natürlich keine Option.
Immer wieder habe ich Entscheidungen getroffen, die vom „Normalen“ abgewichen sind. Zum Beispiel habe ich als Erster bei mir im Dreisamtal Sonnenblumen angebaut. Ich habe so einiges an – nicht immer wohlwollender – Kritik abbekommen. Entsprechend hat auch immer eine Portion Angst zu meinen Entscheidungen dazu gehört: Wer macht sich jetzt wieder über mich lustig? Das auszuhalten und zu mir zu stehen, habe ich erst im Lauf meines Lebens immer mehr gelernt.
Die Entscheidung, mich vom Milchvieh zu verabschieden, ist mir auch nicht leicht gefallen – eine lange Tradition und eine große Portion Gewohnheit sowie auch finanzielle Sicherheit hingen damit zusammen. Was mir geholfen hat, den Schritt zu gehen, war ein ‚Arschtritt‘ von außen. Von Seiten meiner Molkerei wurde entschieden, dass bald keine Milch aus Anbindehaltung mehr angenommen wird. Und ein Umbau des Stalls kam für mich nicht in Frage. Ich bin jetzt 57 Jahre alt und habe keine Kinder, die den Betrieb weiterführen möchten. Da wollte ich mich doch nicht verschulden bis über mein Rentenalter hinaus. Was ich immer wieder entdecke: Wenn eine Entscheidung getroffen ist, öffnen sich ungeahnte Möglichkeiten. Ich hätte zum Beispiel nie geglaubt, dass ich den leer stehenden Kuhstall so schnell und unkompliziert vermieten könnte. Ein Handwerker hat ihn übernommen und alles, was an Umbaumaßnahmen nötig war, selbst erledigt. Ich selbst habe Zeit, mich stärker um den Hofladen und um meine Kunden zu kümmern.
Im Sommer 2022 hat ein Festival auf meinem Hof stattgefunden, und ein Kaffeemobil kommt in den Sommermonaten regelmäßig auf meinen Betrieb – so wird er Stück für Stück zu einem Begegnungsort für Jung und Alt. Zudem habe ich angefangen, für ein landwirtschaftliches Online-Magazin Beiträge zu schreiben. Ich glaube daran, dass ich eine Seele habe, die bestimmte Neigungen und Begabungen hat, und der möchte ich folgen. Rückblickend denke ich: Auch wenn ich immer wieder aus vorgegebenen Bahnen ausgeschert bin, so war ich doch lange Zeit in vieler Hinsicht fremdgesteuert, und ich bin noch lange nicht damit fertig, herauszufinden, was mir von innen heraus entspricht und das auch umzusetzen.“
Lesen Sie hier Teil 1 und Teil 2 der Serie „Landwirte erzählen“.