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Elegant gleitet er durch die Messegänge – der Roboter des Bietigheimer Unternehmens Fobotics. Ursprünglich als Helfer in der Gastronomie entwickelt, um Speisen zu den Tischen oder Geschirr in die Küche zu transportieren, wird das selbstfahrende Regal auf der Messe auch gerne als Flyer-Ablage genutzt. Wird im Hofcafé der Zukunft die hausgebackene Erdbeertorte auf diese Weise personalsparend zum Kunden gefahren? „Ein Direktvermarkter arbeitet bereits seit einer Weile mit uns zusammen“, berichtet Geschäftsführer Markus Fotsch, „den Roboter nutzt er allerdings nicht in der Hofgastronomie, denn der rustikale Dielenboden ist dafür nicht geeignet. Er bewegt während der Saison den Spargel vom Hofladen zur Schälmaschine im Nebenraum und zurück.“
Wer Personalkosten lieber im Retro-Style einsparen möchte, dem wird der „Automat 1“ zusagen, den Maschinenbauingenieur Christian Reinhard Bischoff entwickelt hat. Fächer für Säfte, Honiggläser oder Kartoffeln öffnen sich rein mechanisch, indem der Kunde nach entsprechendem Münzeinwurf an einem Rädchen dreht, das an Kaugummiautomaten erinnert. Zwischen vielen anderen Automaten, die mit Display, Kartenzahlungsmodul und passenden Handy-Apps zum Vorbestellen ausgestattet sind, wirkt der Automat 1 ziemlich nostalgisch und passt vielleicht gerade deshalb besser zu einem Bauernladen.
Neben vielen technischen Lösungen – Waagen, Kassen, EDV – bot die Messe auch eine breite Auswahl an Zukaufprodukten fürs Hofladensortiment. Abgepacktes Teegebäck aus traditioneller Herstellung, Walnüsse aus Rheinhessen, Sanddornprodukte aus Brandenburg, Pesto vom Bodensee – das Produktangebot macht deutlich: Bauernläden stehen für hochwertige, traditionell hergestellte Lebensmittel, die zumindest im weiteren Sinn regional sein möchten. Und die Grenzen dessen, was noch als regional, hochwertig, traditionell und handwerklich hergestellt gilt, werden hier in den Messehallen ausgelotet. „Ich glaube schon, dass unsere Sanddornprodukte als Besonderheiten auch in süddeutsche Hofläden passen würden“, glaubt Christine Berger, die in Petzow bei Potsdam Sanddorn anbaut und vor Ort verarbeitet. „Unsere Feinkostmanufaktur ist am Bodensee verwurzelt – die Produkte werden überwiegend in der Region gekauft; ein paar Hofläden im Stuttgarter Raum und darüber hinaus gehören auch zu unseren Kunden“, beobachtet Markus Bruderhofer, Inhaber der Manufaktur „Feines aus dem Hegau“. Und hinter der Sauce Holandaise aus „Lottis Hofküche“ verbirgt sich die Firma Hügli mit rund 1.500 Mitarbeitern.
Etwas fürs Auge der Direktvermarkter und ihrer Kunden bot die Bambus Dreams GmbH mit ihren formschönen Verkaufswägen. Die in Indien aus Mangoholz gebauten Warenträger mit ihren großen Metallrädern entsprechen zwar nicht unbedingt dem Gedanken einer regionalen Zusammenarbeit mit dem Schreiner vor Ort, aber sie sehen einfach schön aus. Und auch wenn die Verkaufswägen kein offizielles Label für fairen Handel tragen – im regelmäßigen direkten Kontakt mit den Handwerkern in Jodhpur achten die deutschen Handelspartner nicht nur darauf, dass die Wägen in einheitlichen Maßen nach deutschen Vorstellungen hergestellt werden, sondern auch darauf, dass Löhne und Arbeitsbedingungen stimmig sind. „Vom Stil her passen sie fast überall hin“, beobachtet Firmengründer Mario Brasdat, „zu unseren Kunden zählen Modegeschäfte genauso wie Museen, Hotels, Lebensmittelhändler und eben auch Hofläden.“
430 Aussteller und über 5.500 Besucher kamen auf der Messe insgesamt zusammen. Man traf sich, tauschte sich aus, und übte sich in Gelassenheit im Hinblick auf die Ungewissheit der wirtschaftlichen Lage im Allgemeinen. Lautete der Tenor der Aussteller in den Jahren vor der Corona-Krise noch: „Bei den Direktvermarktern sehen wir ein großes Potenzial für unsere Produkte“, so hörte man in diesem Jahr eher ein: „Wir probieren es halt einfach mal aus.“
Den Direktvermarktern scheint es im Grunde ähnlich zu gehen wie auch den Standbetreibern: Sie alle können die Unsicherheit, wie sich die politische und wirtschaftliche Gesamtsituation weiterentwickeln und auf ihre Betriebe auswirken wird, nicht wegzaubern. Dabei lassen sie sich nicht unterkriegen und zeigen sich bereit, Neues kennenzulernen und auszuprobieren.
Man darf also gespannt sein, wie sich die Hofläden und -cafés, die Bauernmärkte und andere Formen der landwirtschaftlichen Direktvermarktung in den nächsten Jahren weiterentwickeln werden. Das liegt zum Teil an den Inspirationen, die Fachmessen und dergleichen bereithalten – und zum Teil auch daran, was Kunden wertschätzen, nutzen und kaufen.