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Ein gelungenes Fachgespräch

Sinnvoller Stallumbau? – Eine Herausforderung für eine Schwarzwälder Bauernfamilie

von Rainer Bank, 13. Dezember 2024 Wie kann der Schwarzwaldhof und bäuerliche Betrieb der Familie Rombach im Steurental für die Zukunft erhalten werden? Diese Frage wurde in einem von Marktplatz LandKultur mit ‚A hoch drei‘ initiierten Fachgespräch intensiv diskutiert. Dabei zeigte sich einmal mehr, dass die Realität nichts mit Klischees und Vorurteilen zu tun hat.
Sinnvoller Stallumbau? – Eine Herausforderung für eine Schwarzwälder Bauernfamilie
Rita Schwarzelühr Sutter zu Besuch auf dem Hinterbauernhof Stegen-Eschbach

Im Steurental bei Stegen-Eschbach in der Nähe von Freiburg liegt der Hinterbauernhof von Bernhard und Christine Rombach. Ein anstehender Stallumbau macht ihnen große Sorgen. Ob und wie ihr bäuerlicher Familienbetrieb für die Zukunft erhalten werden kann, war Thema eines Fachgesprächs mit Rita Schwarzelühr-Sutter, der Staatssekretärin und Bundestagsabgeordneten für den Wahlkreis Waldshut. Zum Fachgespräch eingeladen hatte Christoph Wasser von Marktplatz LandKultur zusammen mit Dr. Dieter Franz Obermaier von der Humboldt-Universität zu Berlin. Weitere Teilnehmer waren Georg Reichenbach, Kreisvorsitzender des BLHV-Kreisverbandes Hochschwarzwald, Rainer Bank, Ortsvorsitzender des ansässigen BLHV-Ortsvereins, Uwe Armbruster vom Amt für Landwirtschaft sowie Heike Schwende von der regionalen Presse.

Idyll mit großen Herausforderungen

Der Hinterbauernhof entspricht auf den ersten Blick der verklärten, romantischen Sichtweise der nichtlandwirtschaftlichen und städtischen Bevölkerung. In dem regionaltypischen Schwarzwaldhof aus dem Jahr 1715 werden 25 Milchkühe der Rasse Vorderwälder gehalten. Neben der Milchviehhaltung gibt es auf dem Hinterbauernhof zwei Ferienwohnungen und es werden Schwarzwälder Kaltblutpferde gezüchtet. Als „Lernort Bauernhof“ sind über die Sommermonate zahlreiche Schulklassen zu Gast, um Einblicke in den landwirtschaftlichen Lebens- und Arbeitsalltag zu bekommen.

Was für andere Menschen ein Rückzugsort in eine heile Welt zu sein scheint, ist für die Hofeigentümerfamilie Rombach eine echte Herausforderung. Die Futtergrundlage für die Tiere, das Grünland, besteht aus Steillagen, welche nur teilweise mit Schleppern und Maschinen befahren werden können. Diese Steillagen machten die Anschaffung von teuren Spezialmaschinen notwendig, um die Flächen des Hofes in einem vertretbaren Zeitaufwand bewirtschaften zu können.

Mit viel Idealismus wird hier Landwirtschaft betrieben. Von den 3 Kindern, ein Sohn und zwei Töchter, besteht Interesse an einer Weiterführung des Hofes. Die größte Herausforderung auf dem Hof besteht jedoch darin, dass die Kühe in Anbindehaltung gehalten werden. Ein Umbau des Kuhstalles zu einem modernen Laufstall ist auf dem Hinterbauernhof nicht in einem finanziell vertretbaren Rahmen möglich. Der denkmalgeschützte Schwarzwaldhof lässt größere Eingriffe in die Bausubstanz kaum zu. Um alternativ einen zeitgemäßen Stall nebenan zu bauen, sind keine ebenen Flächen vorhanden.

Laufstallhaltung vs. Anbindehaltung

Die Anbindehaltung von Kühen ist in der Öffentlichkeit verrufen und wird als Tierquälerei wahrgenommen. Der auf wenige Konzerne geschrumpfte Lebensmitteleinzelhandel möchte als Vorreiter für mehr Tierwohl sein Image verbessern. So verlangt der Einzelhandel nach Milch, die ausschließlich in Laufställen gemolken wurde. Auch die regionale Molkerei Schwarzwaldmilch möchte das Thema Anbindehaltung so schnell wie möglich loswerden. Mit Tierwohlzuschlägen auf den Milchpreis sollen die Betriebe zum Stallumbau animiert werden.

Doch ist die Anbindehaltung wirklich so schlecht, wie sie dargestellt wird? Beim Betreten des Stalls der Familie Rombach fällt sofort auf, dass alle Kühe sehr zutraulich sind und keines der Tiere zurückschreckt, wenn man sich ihm nähert. Auch das Anlegen eines Halfters und das Hinausführen einer Kuh aus dem Stall ins Freie geht zügig und stressfrei vonstatten. Auch der Weg zurück in den Stall erfolgt ebenso schnell und ohne Probleme.

In der Tat geht bei der Laufstallhaltung von Milchkühen die enge Mensch-Tier-Beziehung verloren. Die Kühe folgen ihrem Instinkt als Fluchttiere und lassen sich nur mit Mühe ein Halfter anlegen, um sich z.B. zur jährlich anstehenden Klauenpflege aus dem Stall führen zu lassen. Der Umgang mit Kühen in Laufställen geht mit einem hohen Verletzungsrisiko einher. Immer wieder kommt es zu Unfällen, wenn ein Tier in Panik gerät und den Tierhalter über den Haufen rennt.

Vorderwälder Kühe auf dem Hinterbauernhof in Stegen Eschbach
Vorderwälder Kühe auf dem Hinterbauernhof in Stegen Eschbach

Die Vorteile der Anbindehaltung und die Besonderheiten des Hinterbauernhofs

Im Stall der Familie Rombach fällt auch noch auf, dass die Stallluft angenehm ist und sich kein starker Geruch an der Kleidung festsetzt. Auf dem Hinterbauernhof fallen und werden noch separat Jauche und Festmist gelagert. Es kommt nicht zur Vermischung von Jauche und Kot zur naturfremden Gülle mit ihrem eigenartigen Geruch. Auch ist nachgewiesen, dass in einem Anbindestall erheblich weniger umweltschädigendes Ammoniakgas entsteht.

Durch das Festmistsystem haben bei Familie Rombach alle Kühe ein Strohbett. Die Tiere sind sauber und gepflegt. Im Strohbett bleiben die Klauen trocken. Rombachs Kühen bleibt das Risiko einer Infektion mit der laufstalltypischen Mortellaro-Krankheit erspart, die durch das Laufen auf dem mit Kot und Urin durchfeuchteten Laufstallboden verursacht wird.

Im Anbindestall hat jedes Tier seinen Platz, kann fressen und sich ausruhen, wann es mag. Gerade rangniedrige Kühe erleben nicht ständig den Stress, von stärkeren Tieren vom Futtertrog weggeboxt zu werden. Erwiesenermaßen haben Kühe in einem Anbindestall ein längeres Leben vor sich. Im Stall des Hinterbauernhofes ist die älteste Kuh tatsächlich 15 Jahre alt und das bei einem sehr vitalen Gesamteindruck.

Da im Anbindestall jedes Tier seinen eigenen Platz hat, fällt es dem Bauern viel schneller auf, wenn ein Tier weniger oder gar nicht gefressen hat. Da Kühe normalerweise mindestens 8 Stunden mit dem Fressen beschäftigt sind und die Futterverweigerung untypisch ist, ist der Tierhalter schneller sensibilisiert und kann gegebenenfalls den Tierarzt zeitiger rufen, bevor sich eine schlimmere Erkrankung anbahnt. Im Laufstall ist das Erkennen von beginnenden Erkrankungen aufwendiger, da dort die Bereiche Fressen, Liegen und Melken getrennt sind.

Der Autor dieser Zeilen erinnert sich dabei an den Ausspruch eines laufstallhaltenden Berufskollegen: „Ein Laufstall funktioniert nur, wenn auf dem Hof noch ein geländegängiger Opa vorhanden ist, der immer mal wieder nach den Tieren schaut.“

Oftmals findet man in einem Anbindestall noch behornte Kühe. Das Halten von behornten Kühen im Laufstall erfordert mehr Platz und ist eine Herausforderung. In vielen Fällen werden deshalb die Kälber enthornt oder es kommen Tiere in den Stall, die mittlerweile genetisch hornlos gezüchtet wurden.

Anbindeställe findet man dort am häufigsten, wo die Kuhzahl noch klein ist. In den meisten Fällen sind die Landwirte bei einem Stallumbau jedoch gezwungen, ihre Tierbestände zu vergrößern, um die Umbaukosten wieder erwirtschaften zu können. In größeren Tierbeständen unterbleibt oft der artgerechte Weidegang, weil das Aus- und Eintreiben einer großen Kuhherde aufwendiger ist.

Individuelle Lösungen für den Erhalt bäuerlicher Strukturen im Schwarzwald

So stehen und fressen die 25 Vorderwälder-Kühe auf dem Hinterbauernhof von April bis in den November hinein auf der Weide und prägen das regionaltypische Landschaftsbild. Über die Wintermonate verbleiben die Kühe im Stall und freuen sich auf das nächste Frühjahr.

Durch die Schilderungen der Familie Rombach und den Austausch im Rahmen des Fachgesprächs wurde also deutlich, dass nicht das Laufstallsystem als ausschließlich tierfreundlich und der Anbindestall nur als Tierquälerei betitelt werden kann. Gerade in Berggebieten sollte es weiterhin möglich sein, an Platzbedarf und Tierwohl der Kühe angepasste Anbindeställe zu bauen – auch im Interesse des Erhalts kleinbäuerlicher Familienbetriebe und unserer regionaltypischen Kulturlandschaft.

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