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Wenn Äpfel sprechen könnten ...

(Um)wege vom Baum in den Obstkorb

von Katja Brudermann, 1. Oktober 2021 Die Reise eines Apfels vom Baum in den Mund eines Menschen kann sehr schlicht sein: Er wächst im Garten. Wenn er reif ist, pflückt ihn der Gartenbesitzer und beißt sogleich herzhaft hinein. Vielleicht macht der Apfel aus dem Garten auch eine Zwischenlandung im Obstkorb und trifft dort auf andere Äpfel. Die hier geführte Unterhaltung sei im Folgenden frei übersetzt ...
(Um)wege vom Baum in den Obstkorb
Regio Äpfel

Apfel 1: I hob garrantirrt die moastn Sonnenstundn intus, i bin von Südtirrol.

Apfel 2: Dafür hesch au an die 500 Kilometer im LKW hinter dir, und ich nur Drissig.

Apfel 1: Und warum sigscht dann so schrumplig us?

Apfel 2: I lieg halt scho guete zwii Wuche hier im Obschtkörble. Als ich ankumme bin, war i noch frisch. Und du – warum hesch du so knallroete Bäckli, des isch doch au nid natirlich, oder?

Apfel 1: Doch scho. Moi Gschwister vom selbe Baum, die net so rot sinn wie I, die sin aussortiert worre un sin jetzt Apfelmus. Nur’d scheenste wie ich sind in’d Premium-Tüten verpackt worre. Und du? (wendet sich an den Gartenapfel): Von Scheenheit kemma bei dirr nid sprrechn. Woas host dann do füran Flatschn?

Gartenapfel (etwas geknickt): Schorf ...

Apfel 1 und 2 im Chor: Igitt!!! Des hättma doch wegspritzn könne!!!

Apfel 3 (mischt sich neu ins Gespräch ein): Mmmmmirrrr iiiiisst sooooouuuu cooooouuuulllld!!!

Die drei anderen Äpfel im Chor: Was ist denn mit dir los? Wo kommst denn du her?

Apfel 3: Iiiiich coooommmme frrrrrooomm Neu-Zzzzzea-Lllaaaand. 4 Monate war ich in eine Kühl-Lager eingesperrrrt. Brrrrrr!!!!

Dem Gespräch unter Weltenbummlern im Obstkorb ließe sich noch eine ganze Weile weiter lauschen. Aber vielleicht haben Sie ja bereits jetzt eine Präferenz, zu welchem Apfel Sie am liebsten greifen würden? Aus verschiedenen Blickwinkeln lassen sich die Geschichten der Äpfel betrachten.

Was die Frische angeht, ist der Gartenapfel unschlagbar – allerdings nur während der Erntezeit, je nach Sorte liegt sie zwischen Ende Juli und Ende November. Danach hängt die „gefühlte Frische“ eines Apfels davon ab, wie er gelagert wurde. Früher hat man Äpfel im kühlen und feuchten Keller aufbewahrt. Heute gibt es moderne Kühltechniken: In sauerstoffreduzierter Atmosphäre werden die Stoffwechselprozesse, die einen Apfel im Lauf der Zeit erst schrumpelig und bräunlich und später faulig oder schimmelig werden lassen, sehr stark verlangsamt. Allerdings: Manch alte Sorte gewinnt bei Keller-Lagerung an Aroma. Und Äpfel, die über längere Zeit im Kühllager bleiben, müssen eine Nuance vor der optimalen Genussreife geerntet werden, damit sie möglichst lange halten.

Moderne Sortieranlagen achten genau auf die äußere Qualität: Die perfekt ausgefärbten, kugelrunden und angenehm großen Äpfel werden von den etwas vom Optimum abweichenden Äpfeln getrennt verpackt und vermarktet. Ein Apfel mit Schorfflecken oder einer anderen Unebenheit hat in den überregionalen Vermarktungsschienen als Tafelobst keine Chance. Dabei haben alte Apfelsorten, die per se nicht so gleichmäßig wachsen, oftmals vielschichtigere Aromen vorzuweisen als die Standardsorten. Ein naturnaher Anbau mit sparsamem Einsatz von Dünger und anderen Pflegemaßnahmen kann die charakteristischen Aromen zusätzlich intensivieren.

An sich hat ein Apfel eine günstige CO2-Bilanz, denn all die Monate, in denen der Apfel heranreift, hat der Apfelbaum CO2 aus der Atmosphäre aufgenommen und Sauerstoff freigegeben. Doch jede Kulturmaßnahme, jede Schlepperfahrt über die Anbaufläche, jede gekühlte Lagerung, jeder Transportweg – sei er vom Acker zum Hof, vom Hof zum mehr oder weniger weit entfernten Supermarkt und von dort im Auto des Kunden nach Hause – setzt CO2 frei, so dass mancher Apfel beim Verzehr nicht mehr als klimaneutral einzustufen ist.

Unser Tipp
Probieren Sie doch mal alte Sorten, die gibt’s selten und am ehesten auf Wochenmärkten oder direkt beim Bauern. Und in Sachen Ökobilanz: Diese verbessert sich maßgeblich, wenn Sie Ihren Einkauf mit dem Fahrrad tätigen.

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